Sonntag, 3. August 2014

{Rezension} Das Mädchen mit dem Haifischherz


Anais Hendricks ist fünfzehn und sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos. Ihre Schuluniform ist blutverschmiert, und am anderen Ende der Stadt liegt eine Polizistin im Koma. Doch Anais kann sich da an nichts erinnern. Jetzt ist sie auf dem Weg ins Panoptikum, eine Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche, die für das Waisenkind am Ende einer langen Kette von Heimen und Pflegefamilien steht. Das Panoptikum, ein ehemaliges Gefängnis im Niemandsland der Provinz, scheint wie gemacht für Anais, die mittlerweile sowieso denkt, sie sei ein Experiment, das Objekt einer Reihe von Versuchen, die zeigen sollen, wann ein Mensch zerbricht. Während Anais mit ihrer schwierigen Vergangenheit ringt und sich mit Mut und Fantasie durch ein Fürsorgesystem boxt, das ihr einen Schlag nach dem anderen versetzt, findet sie in den anderen Jugendlichen des Panoptikums fast so etwas wie eine Familie. Eine Familie, die sich ihre eigenen Mythen und Legenden schafft und deren Bande stärker sind als das System, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Es sei denn, du hast ein Haifischherz und Freunde, die dir helfen, ihm zu folgen ...



Ich bin ja so ein Mensch, der viel auf Kleinigkeiten schaut. Denn irgendwie sind mir Bücher sympatischer, wenn sie noch etwas ganz Besonderes haben. Und Das Mädchen mit dem Haifischherz hat nicht nur ein besonderes Cover, sondern ist auch von innen sehr hübsch aufgemacht. Ich liebe die vielen Haifischzähne mit den einzelnen Herzen im Buchdeckel!
Und wenn wir schon beim Buchcover sind: Sieht das deutsche Cover nicht toll aus? Ich hab mal im Internet nachgeschaut und alle anderen Cover waren irgendwie so ganz anders. Aber auch nicht sonderlich hübsch. Ich find, ein Cover sollte schon andeuten, was einen im Buch erwarten und das englische Cover zum Beispiel sieht aus, als würde es zu einem Roman von neunzehnhunderstalingrad gehören. Auch das andere englische (oder amerikanische?:D) Cover ist eher unschön, wenn ihr mich fragt. Ich find das schon ein bisschen schade, denn diese Cover würden mich irgendwie eher abschrecken. Meiner Meinung nach passt das deutsche Cover wirklich am allerbesten zur Story. 

"Für den ganzen tollen Hallo-wie-geht's-Scheiß haben wir später noch genug Zeit."
Seite 16

"Er wartet nur drauf, dass ihm ein Lächeln aufgemalt und ein Molotowcocktail in den Arsch geschoben wird."
Seite 60

"Ein Knoten. Ein Hals. Ein Genick. Knacks."
Seite 122


Das erste, was ich mir nach bereits 3 gelesenen Seiten notiert hatte, war "unnötig vulgär". Und so kommt einem Das Mädchen mit dem Haifischherz auch vor. Ein 15-jähriges Mädchen redet von Drogen, wirft mit diversen Flüchen um sich und verhält sich wie eine Geisteskranke. Ich war schon drauf und dran das Buch für mich abzuschreiben. Allerdings entwickelt sich die Story recht schnell und so bin ich eben drangeblieben. - Zum Glück.
Auch, wenn die derbe Schreibweise bzw. Erzählweise von Anais anfangs doch abschreckt und man sich erst einmal dran gewöhnen muss, hat Jenni Fagan doch irgendwie ein Talent dafür, selbst mit fiesen Beschimpfungen und extremen Handlungen eine schöne Geschichte zu schaffen.

Anais war mir aus irgendeinem Grund von Anfang an sympatisch. Vielleicht, weil sie einfach mal ein ganz neues Modell von einer Hauptprotagonistin ist. Und obwohl sie viel Flucht und keinesfalls ein gutes Beispiel für eine Jugendliche ist, ist sie doch irgendwo ein guter Mensch. Sie prügelt sich, hat ein sehr loses Mundwerk, nimmt Drogen und betrinkt sich regelmäßig und doch scheint sie für ihre 15 Jahre sehr weit zu sein. Nicht wegen der eben genannten schlechten Dinge, sondern weil sie tief im Innern irgendwo ein sehr schlaues und ehrliches Mädchen ist, das viel durchgemacht hat. (Auch wenn sie sich das nicht eingestehen will.)

Die Autorin hat mit  Das Mädchen mit dem Haifischherz eine sehr schöne, neue und gefühlvolle Story geschaffen, auf die man sich aber auch einlassen können muss. Denn im Verlauf der Handlung schaut man auch hinter die Fassaden der anderen Protagonisten, lernt Anais' gute Seiten und vor allem ihre eigentliches Wesen kennen. Und während sie viel durchmacht und viel erlebt bekommt man immer mehr Mitleid mit ihr. Und trotzdem wirkt dieses schöne Buch so, als wolle es dem leser etwas beibringen.

Sicherlich hätte ich mir dieses Buch nie gekauft. Allerdings habe ich es auf der Leipziger Buchmesse geschenkt bekommen und bin sehr froh drüber. Denn wie gesagt: Man muss wirklich sehr offen für etwas Neues sein und sich nach und nach auch an die ungewöhnliche Schreibweise der Autorin gewöhnen.
Ich habe Das Mädchen mit dem Haifischherz schon bei vielen anderen Buchbloggerin gesehen aber irgendwie nur sehr wenige Rezensionen gefunden. Vielleicht liegt das ja vor allem an diesem vollkommen neuen Thema. 
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen und hoffe, dass man noch mehr von Jenni Fagan in Zukunft lesen wird.

5/5


1 Kommentar:

  1. Hey,

    schöne Rezension!

    Deine Lieblingszitat finde ich ja total super. Es scheint wirklich ein außgerwöhnliches Buch zu sein, aber das Cover allein mag ich wirklich!

    Liebe Grüße,
    Marie

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